Verein mo.ë muss mit Ende Mai aus Räumlichkeiten ausziehen

mo.ë Stellungnahme vom 21.2.2017:

Liebe Unterstützer*innen des mo.ë,

Es fällt uns schwer diese Zeilen zu schreiben, denn wir haben euch eine enttäuschende Mitteilung zu machen: Das mo.ë – wie ihr es seit 7 Jahren in verschiedenen Formen kennt – wird am 31. Mai 2017 Geschichte gewesen sein.

Der Verein muss mit Ende Mai aus den Räumlichkeiten ausziehen. Wir bedauern sehr, dass damit die Geschichte eines Raumes, der für uns alle, aber auch für die Wiener Kunst und Kulturszene sowie für die Stadtentwicklung in der Gegend rund um den Yppenplatz von beispielhafter Bedeutung war, nun zu Ende geht. Wir und viele Menschen mehr haben in den letzten 7 Jahren unendlich viel Zeit und Herzblut investiert, um Kunstproduktion und kompromissloses Experiment abseits etablierter Hochkultur zu ermöglichen. Unzählige Künstler*innen haben dazu beigetragen, dass hier immer wieder kuriose, sperrige und widerspenstige Impulse entstanden sind. Wir hoffen, dass sich diese Gedanken und Netzwerke in Zukunft an anderen Orten weiter schreiben.

Es liegt uns nun viel daran, die in diesem Prozess gesammelten Erfahrungen, die unser Recht auf Stadt und künstlerisches Tun betreffen, nicht untergehen zu lassen, sondern dazu beizutragen weitere Aktionen anzukurbeln und langfristig widerständig zu bleiben.

Gestern fand im Bezirksgericht Hernals die 1. Verhandlung des Mietzinsstreit statt. Zu Beginn der Verhandlung wurde das Urteil des Räumungsverfahren verkündet, das laut Aussage der Richterin versehentlich nicht bereits vergangene Woche postalisch zugestellt wurde. Der Ausgang dieses Verfahrens war bis zuletzt unklar, leider wurde der Klage stattgegeben. Eine Räumung hätte laut diesem Urteil binnen 14 Tagen nach der Berufungsfrist stattfinden sollen. Wir standen nun vor der Entscheidung trotz des negativen Urteils in erster Instanz in Berufung zu gehen und auch das zweite Verfahren durchzustreiten – wofür der Verein bis Herbst ca. 70.000 Euro hätte aufstellen müssen, um durch sein Handeln nicht Einzelpersonen zu gefährden. Da wir weder über diese finanziellen Mittel noch über (personelle) Ressourcen, eine Kampagne zur Akquise solcher Mittel durchzuführen, verfügen, sahen wir uns – nun an diesem Punkt – traurigerweise gezwungen vor Gericht einen Vergleich abzuschließen.

Die hierdurch entstehenden Kosten lassen sich mit den derzeitigen Ressourcen des Vereins decken. Alle Forderungen der Gegenseite sowohl bezüglich des ersten Verfahrens als auch bezüglich des zweiten Verfahrens wurden fallen gelassen.

Die pragmatische Erkenntnis, dass wir mit unseren Anliegen nun an finanziellen und auch personellen Mitteln scheitern, ist bitter. Wir möchten uns jedoch an dieser Stelle bei euch allen bedanken – denn ohne eure Unterstützung wäre das mo.ë bereits viel früher Geschichte gewesen. Wir sind stolz darauf, dass es gelungen ist, die Themen, die sich an den Räumlichkeiten festmachen lassen, in die Öffentlichkeit zu bringen und an bestehende Diskurse anzuschließen. Diese Bestrebungen werden auch jetzt nicht aufhören!

An dieser Stelle möchten wir etwa darauf hinweisen, dass im Vorderhaus der Thelemangasse 4 noch immer Mieter*innen mit unbefristeten Verträgen leben, denen der Verbleib in ihren Wohnungen nach wie vor schwer gemacht wird. Wir möchten dazu aufrufen die Entwicklungen im Haus in den nächsten Monaten im Auge zu behalten.

Unsere Türen stehen die kommenden drei Monate offen – ein gewohnt breites Programm und vielleicht noch die ein oder andere Überraschung warten auf Euch.

Kommt vorbei in der Thelemangasse 4.
now or never! mo.ë forever!

In Liebe, Team mo.ë