Redebeitrag der interventionistischen Linken [Wien] anlässlich der Mahnwache am 3. September um 19 Uhr. Die AG »Recht-auf-Stadt« der iL [Wien] ist Teil des RaS-Wien-Netzwerkes.
Im Gedenken an Cafer I.!
Am 2. August wurde Cafer I. tot in dem Mietshaus gefunden, das er als letzter verbleibender Mieter noch bewohnte. Es soll generalsaniert werden, die aufgehübschten Wohnungen zu einem höheren Mietzins neu vermietet werden. Pensionistinnen und Pensionisten wie Cafer stören diesen Prozess der Aufwertung. Deshalb gab es auch wiederholte Versuche, ihn, ebenso wie die anderen Mietsparteien, aus seiner Wohnung zu vertreiben. Plötzliches Abstellen von Strom und Wasser und unsachgemäße Bauarbeiten sind nur zwei der Schikanen, die die ehemaligen Mieter_innen nach eigener Aussage ertragen mussten.
Ob Cafer I. tatsächlich zum Opfer eines besonders rücksichtlosen Immobilienspekulanten, von fahrlässig durchgeführten Bauarbeiten oder doch eines Unfalls wurde, wissen wir nicht. Die Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen angekündigt, und es liegt an uns als kritischer Öffentlichkeit, die Ergebnisse dieser Ermittlungen genau unter die Lupe zu nehmen.
Dabei dürfen wir nicht vergessen: der Staat selbst ist Teil des Problems. Er macht jene Gesetze, nach denen Mieterinnen und Mieter delogiert werden. Er schickt seine Exekutor_innen, je nach Lage einzeln, mit einem Zettel in der Hand oder unterstützt von 1000 Polizist_innen mit sämtlichem Gerät, das sich in deren Arsenal befindet. Dabei geht es immer auch darum, zu zeigen, dass die bestehende Eigentumsordnung heilig ist und vom Staat mit allen Mitteln verteidigt wird. Erst kommt der Profit, dann kommen Menschen wie Cafer I.
Wir wollen das ändern. Wir wollen nicht in einer Stadt leben, in der kein Platz für Arbeitslose, für Mindestpensionist_innen ist. Wohnen, ein Dach über dem Kopf zu haben, ist eines der elementarsten Bedürfnisse, die Menschen haben, und als solches muss es anerkannt und geschützt werden. Delogierungen, Immobilienspekulation und Mietzinssteigerungen verletzen dieses Recht tagtäglich, überall in Wien, und müssen schon allein deshalb aufhören.
Wohnraum vergesellschaften – die Häuser denen, die drin wohnen!