Naschmarkthalle: Bürgerinitiative kündigt Besetzung des Bauplatzes an

Stadträtin Simas Pläne für eine Halle auf dem Areal des Flohmarkts wurden von einem öffentlichen Aufschrei zunichtegemacht. Nun versucht sie, ihren Willen im zweiten Anlauf doch noch durchzusetzen: Sie will ihre Halle jetzt ein paar Meter weiter stadteinwärts auf jenem Platz bauen lassen, auf dem derzeit noch der allseits beliebte Bauernmarkt stattfindet.

Diesmal wollte sie besonders listig vorgehen: Obwohl bei einer Bürgerbefragung niemand den Wunsch nach einer Halle geäußert hat, ließ sie einen teuren internationalen Wettbewerb inszenieren, der einen Hallenbau mit einschloss. Und siehe da: Die mehrheitlich mit ihren Gewährsleuten besetzte Jury entschied sich ausgerechnet für das einzige Projekt, das eine großflächige Verbauung des Platzes vorsieht. Ein 1000 m² großer und bis zu 8 Meter hoher Stahl-Glas-Kubus, der zur Naschmarkt-Architektur passt wie die Faust aufs Auge, würde auch die Sicht auf die weltberühmten Otto-Wagner-Häuser an der Linken Wienzeile verdecken. Er soll zwei Gastronomiebetriebe und einige ausgewählte Stände beherbergen – die restlichen Marktstandln würden an den unattraktiven Rand an der Rechten Wienzeile verdrängt werden. […]

Stadträtin Sima ist jetzt sichtlich darum bemüht, ihren Hallenbau möglichst schnell durchzudrücken, um vollendete Tatsachen zu schaffen. Die ersten Arbeiten für das millionenteure Bauwerk wurden bereits ausgeschrieben, Baubeginn soll schon in drei Wochen sein. Der Bürgerinitiative wurde die Einsicht in die Pläne jedoch verweigert – Originalzitat des zuständigen Beamten: “Auch wenn Pläne nicht geheim sind, bedeutet das nicht, dass sie allgemein zugänglich zu sein haben.” Währenddessen spuckt die mit Steuergeldern gut geschmierte Propagandamaschine der Stadt tonnenweise Hochglanzpapier mit geschönten Renderings aus und posaunt eine “Wiener Demokratie-Strategie” ins genasführte Volk. […]

Wir haben Stadträtin Simas Baggern und Betonmischern zwar nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen – unsere mitgeführten Gefährte werden lediglich Kinderwägen und Rollstühle sein. Auch ist uns klar, dass sie versuchen wird, uns zu kriminalisieren und als unverantwortliche Krawallmacher hinzustellen. Wir wissen aber aus vielen Gesprächen, wie groß die Empörung über Simas unseriöse und intransparente Vorgehensweise im weiten Umkreis des Naschmarktes ist. Wir können deshalb quer durch alle Bevölkerungsschichten auf breite Unterstützung zählen.

Monika Ferdiny, Sprecherin der Bürger*innen-Initiative Freiraum Naschmarkt: www.freiraum-naschmarkt.at | www.facebook.com/freiraum.naschmarkt

Aus: akin 2024/17