SE Recht auf Stadt: Der öffentliche Raum als umkämpftes Terrain

Datum/Zeit
4. Oktober 2019 - 24. Januar 2020
9:15 - 12:30
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Gegenwärtig erfährt der öffentliche Raum eine zunehmende Regulierung und wird in medialen Debatten zum Austragungsort sozialer Konfliktfelder. Wer den öffentlichen Raum wie aneignen darf ist zunehmend abhängig von lokaler Stadtpolitik, wie sich aktuell in Wien am Beispiel des Praters, von U-Bahnstationen und Parks zeigt oder folgt Unternehmenslogiken wie im Falle städtischer Infrastrukturen.
Den Ausgangspunkt der Lehrveranstaltung bildet die Fragestellung „Welche Bedeutung kommt dem öffentlichen Raum gegenwärtig zu?“. Je nach Perspektive werden unterschiedliche Befunde und Antworten darauf gefunden. Für manche Bevölkerungsgruppen der Stadt erfüllt der öffentliche Raum eine zentrale Funktion, als Ort der Kommunikation und der Vergemeinschaftung (vgl. Dangschat 2008, Reinprecht 2012, Dlabaja 2016), für andere StädterInnen ist er nur eine Hintergrundfolie im Kontext von Konsum, folgt man beispielsweise der Analyse Richard Sennetts (2008), der vom Verfall der öffentlichen Sphäre spricht. Für andere Bevölkerungsgruppen wie Obdachlose, BettlerInnen und andere vulnerable Gruppen ist der öffentliche Raum oftmals der einzig zugängliche und verfügbare Raum. Aus der Perspektive der Ungleichheitsforschung stellt sich die Frage, wer die Möglichkeit hat, sich welche Stadträume anzueignen und in welcher Form? Die Frage auf die Möglichkeit Stadt mitzugestalten und bei Entscheidungsprozessen involviert zu werden, wurde in den letzten Jahren vermehrt im Kontext des „Recht auf Stadt“ ins Blickfeld genommen, ebenso wie die basale Forderung nach dem Recht auf „Einschluss“, „Sichtbarkeit“ und „Aneigenbarkeit“ öffentlicher Räume (vlg. Harvey 2013, Dlabaja 2017). Am Beispiel der Mariahilfer Straße und anderer Stadträume werden unterschiedliche Forschungsfragen aufgegriffen und mittels differenzierter Methoden nachgegangen. Den Ausgangspunkt für die Erarbeitung der Forschungsfelder bildet eine gemeinsame urbane Erkundung.

Forschungsfragen:

  • Mit welchen Problemen sind vulnerable Gruppen im öffentlichen Raum konfrontiert?
  • Wie und von wem wird das Recht auf Stadt auf der Mariahilfer Straße eingefordert?
  • Wie organisieren vulnerable Gruppen ihre Interessen?
  • Wie werden Randgruppen von unterschiedlichen NutzerInnengruppen wahrgenommen?
  • Welche Kontrollmechanismen sind im öffentlichen Raum wirksam? Welche Anlaufstellen und Institutionen sind AnsprechpartnerInnen für diese Nutzergruppen?
  • Welche Barrieren gibt es im öffentlichen Raum aus Sicht der jeweiligen Gruppen?

Methoden:

  • Qualitative Interviews
  • Medienanalyse
  • Stadterkundungen
  • Teilnehmende Beobachtung
  • Interventionen im Stadtraum

Den Abschluss der LV bildet eine öffentliche Abschlussveranstaltung. Die Ergebnisse werden mit lokalen Institutionen und AkteurInnen diskutiert und sollen helfen die Positionen und Perspektiven von vulnerablen Gruppen besser in die Planung miteinbeziehen zu können.

Die LV findet 14-tägig freitags ab 4.10 am Institut für Europäische Ethnologie statt.

Das Seminar wird am Institut für Europäische Ethnologie, Universität Wien, Hanuschgasse 3 angeboten, und kann auch als Wahlfach angerechnet werden, LV-Veranstalterin: Univ. Ass. Cornelia Dlabaja, MA

Die Anmeldung zur LV erfolgt via Online-Anmeldesystem der Universität Wien:

https://uspace.univie.ac.at/web/lehrende/lehrveranstaltungdetail/-/lehrveranstaltungdetail/843954-28

Falls sie sich nicht online registrieren können, wenden sie sich gerne via E-Mail an: cornelia.dlabaja@univie.ac.at